Mittwoch, 29. Juni 2016

Durch das Bärengebiet

Seit ich in Finnland bin, fahre ich ausschließlich durch Waldgebiete. Finnland scheint nur aus Wäldern und Seen zu bestehen. 
Während der Fahrt scannen meine Blicke die Landschaft rechts und links von mir, nicht nur der Landschaft wegen. Hier, im mittleren Teil Finnlands und nahe er russischen Grenze, sagt man, bestehen gute Aussichten um Wölfe, Bären, Elche und Vielfraße anzutreffen. Einen Bär oder Elch vor die Kamera zu bekommen wäre schon der Hit, allerdings hätte ich sicher ein Problem, wenn mir anstelle von Rentieren ein Braunbär auf der Straße entgegen käme. Wenn ich, während der Fahrt, neugierig und gespannt in den Wald blicke, sehe ich immer wieder gefährliche Kreaturen. Ich wende meinen Blick ab und sage mir, das kann nicht sein. Schaue dann aber doch wieder hin und erkenne, dass es nur ein Baumstumpf, eine Wurzel oder ein brauner Felsblock ist.

 

 

Heute, es regnet, mache ich einen Ruhe/Waschtag auf dem Camping in Lieska. Ab hier komme ich nun durch immer dichter besiedelte Gegenden, so dass die Chance auf einen Elch wahrscheinlich geringer wird. Noch 7 Etappen, dann könnte ich den Übergang nach Russland erreichen.

Mein Garmin Super-Navi weiß alles und kann fast alles. Wenn ich mal wieder einen Rekord aufstelle, werde ich am Ende des Tages gleich beglückwünscht. Von Suomussalmi bis Lentiira sind es direkt 91km mit dem Umweg über Raate wegen des Kriegsmuseums und dem historischen Schlagbaum, wurden es dann 116 km und 968 hm, beides ein neuer Tagesrekord. Dafür war ich dann in Lentiira allein auf einem super Campingplatz für 10€.


Die größeren Orte wie Kuusamo, Suomussalmi und Kuhmo beeindrucken mich nicht besonders. So schöne Dörfer wie in Norwegens Westküste, habe ich in Finnland noch nicht gesehen. Es gibt sehr viele einzelne Höfe unterwegs - an den entlegensten Orten. Auch die kleinen Ortschaften haben nie einen Ortskern mit Kneipe, Feuerwehr und Gemeindehaus, sondern bestehen aus weit verteilten einzelne Häusern/Höfen. 



 

So ein Hof, es gibt verwahrloste, verlassene und sehr hübsche und gepflegte, besteht immer aus mehreren Gebäuden. Wohnhaus, Gartenhaus, Sauna und Holzvorratshütte. Teilweise auch noch mehr wenn Gewerbe- oder Landwirtschaft dabei ist.




Und auch das gibt's natürlich



Mittwoch, 22. Juni 2016

Arctic Circle

völlig unspektakulär überschreite ich heute den Polarkreis. Die Position ist nicht mal mit einem Hinweisschild markiert. Eine Handy-App zeigt mir meine genaue Position auf 66° 33' 55''








Seit Inari war ich nun weitere 500km durch Finnland unterwegs. Auf den Straßen mit ein- und zweistelligen Nummern ist relativ viel Verkehr, der oft schnell und dicht an einem vorbei rast.







Die 3-stelligen Straßen dagegen sind sehr ruhig, dafür mit mehr Höhenmetern. Oft geht es kilometerweit gerade aus und dabei mehrmals auf und ab. 








 

Das Wetter war in den letzten Tagen sehr warm und teilweise auch ohne Wind wodurch die Seen spiegelglatt waren. 
Rentiere auf der Straße sind mittlerweile keine Besonderheit mehr. Besonders bei warmen Wetter halten sie sich gern auf der Straße auf, da hier weniger Moskitos sind als im Wald. Aber Kühe nördlich des Polarkreises hatte ich nicht erwartet. Überhaupt ist es hier grün und bunt als wäre man im Allgäu, besonders wenn man dann noch den Geruch von Kuhställen in der Nase hat.

 

 


Freitag, 17. Juni 2016

Hallo Finnland

in Kirkenes wollte ich meinen ersten Ruhetag einlegen. Der Campingplatz liegt direkt an der stark befahrenen E6 und es ist unangenehm laut. Kirkenes bietet auch nicht unbedingt sehenswerte Highlights und mein Lebensmittelvorrat war noch groß genug für weitere Tage, sodaß ich am nächsten Tag direkt Richtung Süden gestartet bin. Zunächst die 40km auf der E6 zurück nach Neiden und von dort dann zur finnischen Grenze. 
Der Eingang in die EU ist völlig unbemannt, nur ein paar Kameras halten dort Wache.

Finnland empfängt mich mit freundlichem Wetter. Im Vergleich zu Norwegen habe ich nun erstmal ebenes Gelände. Der Rückenwind läßt meine gute Laune nach oben schnellen. In Näätämön, kurz hinter der Grenze, befindet sich der letzte Supermarkt für die nächsten 150km. Ich fülle meinen Vorrat auf und fahre bis zum Campingplatz Sevettijärvi.
Hier genieße ich die finnische Sauna und das erste Bier seit Deutschland (Dose 4,50€).
Entlang der Strecke , die durch endlose Wälder führt, reiht sich ein See an den anderen. Viel Wasser und warmes Wetter, der ideale Nährboden für die berüchtigten Mücken.  Am besten nicht anhalten, nur dann bleibt man von ihnen verschont.


 

 


 

Bevor ich auf die E75 stoße, sehe ich meine ersten Elche. Als ich mich annähere sind die beiden allerdings schnell wieder im Wald verschwunden. Im Sami-Museum in Inari, bekomme ich Rentiere endlich mal nah vor die Linse.


Mittwoch, 15. Juni 2016

Kirkenes

Auf der E6, zwischen Tana bru und Kirkenes geht es durch eine grün bewachsene Landschaft,die Berge bleiben im Hintergrund. 

Die stark befahrene Strasse schlängelt sich oft an der Küste entlang. Es geht aber immer wieder auf und ab und so hat man auf den 140 km trotzdem 1500 hm zu bewältigen. Am ersten Tag läuft es gut bei mir. Teilweise mit Rückenwind schaffe ich 95km und zelte in einem Wäldchen kurz vor Neiden. 

 


In Neiden ist der Abzweig Richtung Süden zur finnischen Grenze. Ich mache aber vorher noch den Abstecher nach Kirkenes um auch am Startpunkt des Iron Curtain Trails zu starten.

Ich bin schon früh am Campingplatz und habe heute mal Zeit zum Wäsche waschen. 


Abends fahre ich ins Zentrum von Kirkenes. Die untergehende Sonne beleuchtet eindrucksvoll die Beringsee, den Startpunkt einer weiteren Etappe auf meiner Tour-2016.




Sonntag, 12. Juni 2016

Finnmark

Ich könnte jetzt wieder etwas über Schneefall, Null Grad und 40km/h Gegenwind erzählen, aber das ist ja PillePalle. Wer hier hoch in den Norden kommt, muss einfach damit rechnen, dass auch mal ein Lüftlein weht. 
Die vielen Schneereste zeigen, dass der Winter hier noch nicht wirklich vorüber ist. Die beiden Hochplateaus die ich überquere sind sehr karg. Außer Geröll, Schnee, Bäche und Seen gibt es hier nur die Straße und mich. 


Hin und wieder braust ein Auto vorbei, vielleicht 5 pro Stunde. Obwohl nur 300m hoch beträgt der Temperaturunterschied zur Küste bis zu 10°C. Am ersten Tag schaffe ich nur 30km, dann krieche ich, steifgefroren wie ein Eisklotz, in meinen Schlafsack. Das Zelt stelle ich in den Windschatten einer verlassenen Holzhütte.


Am zweiten Tag läßt der Wind nach und ich habe ihn auch mal von hinten. Das sind dann die Momente, die einen Radreisenden für manche Quälerei entschädigen. Du fährst, leicht abschüßig mit Rückenwind, durch eine atemberaubende Landschaft und es herrscht Stille - du hörst lediglich das leise surren deiner beiden Schwalbe unplattbar. 



 

Am Abend erreiche noch Ifjord und genieße wieder den Komfort eines Campingplatzes. Ich war davon ausgegangen, dass ich hier für die weitere Strecke Proviant einkaufen kann. Dem war aber nicht so. An dem vorerst letzten Supermarkt bin ich vor 20km vorbeigefahren. In 60km kommt eine Tankstelle, wo man zu überhöhten Preisen evtl. etwas kaufen kann. Dann erst wieder in Tana bru, das sind 90km von hier. Ich hätte Brot gebraucht für die Pausen zwischendurch. Dann gibt's eben die Wurst ohne Brot. Nudelsuppe hatte ich auch noch, also - noch kein Notstand.


Am nächsten Tag gehe ich die Etappe nach Tana bru an. Ich werde die 90km nicht an einem Tag bewältigen und unterwegs irgendwo zelten. Heute kann ich die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft bei Sonnenschein genießen. Es geht wie erwartet immer wieder auf und ab. Nach 50km habe ich schon wieder 850hm, das reicht für einen Tag. 



Ich finde eine schöne Stelle zum Zelten und versuche am Abend noch ein Lagerfeuer zu entfachen. Es ist allerdings schwierig trockenes Holz zu finden. Das feuchte Holz qualmt mehr als es brennt und ich stinke später wie ein Räucherstäbchen. War keine gute Idee.

 

Am nächsten morgen wache ich auf bei ungewohnter Hitze im Zelt. Die Sonne knallt schon morgens um 6 Uhr und erhitzt das Zelt. Ich halte es doch noch ein Weilchen aus, bin aber dann schon kurz nach 9 Uhr "on the Road". Herrlich, bei schönem Wetter Rad zufahren.

Heute ist Sonntag und ich habe nur 40km zu fahren. Natürlich sind heute alle Geschäfte geschlossen und auch die Tankstelle, an der ich mein Frühstück geplant hatte, macht erst um 13 Uhr auf. In Tana bru gibt es alles von der Pizzeria bis zum Supermarkt und sogar einen Friseur. Nur leider heute alles geschlossen. Der Campingplatz "Familie Camping" liegt noch 4km nach Tana bru. Also wieder nichts mit einkaufen. Am Campingplatz bekomme ich dann aber ein Brot, das für die nächsten Tage reicht.

In Tana bru treffe ich Jürgen. Er kommt aus der Nähe von Berlin und ist allein mit dem Auto unterwegs. Er suchte wie ich eine Unterkunft und das Hotel/Camping Tana war ziemlich teuer. Ich habe ihm von diesem anderen Campingplatz erzählt, wo die Hütten nur die Hälfte kosten. Wir hatten später eine Hütte nebeneinander und haben ein wenig gequatscht. Als Abwechslung zu meinen Nudelgerichten hat er mir Kartoffelklösse und Rindsrouladen geschenkt. So hatte ich an diesem Sonntag ein kleines Festessen in einer gemütlichen Hütte auf einem angenehmen Campingplatz.




Mittwoch, 8. Juni 2016

Nordkapp

wer kommt nur auf die Idee mit dem Fahrrad an diesen abgelegenen Ort zu fahren.
Ich habe sogar Leute getroffen, die mit riesigem Rucksack zu Fuß hier her unterwegs waren.

Die meisten kommen allerdings mit dem Bus oder Wohnmobil und davon gibt es jede Menge.





 

 

Am Montag 05.06. bin ich in Honningsvag auf der Nordkapp Insel Magerøya angekommen. Die bisherigen Etappen seit Alta waren nicht wirklich schwer zu fahren, 500 hm pro Tag ist auch mit viel Gepäck machbar. Zu schaffen macht mir eher das Wetter. Nicht mehr als 5°C und eisiger Nordwind, der immer wieder Regen- und Schneeschauer bringt, drücken etwas den Spaßfaktor. 

Wenn die Sonne es aber hin- und wieder schafft durch die Wolken zu blicken, erstrahlt die faszinierende Landschaft oft in wunderbarem Licht.

Die Durchfahrt durch den Nordkapp Tunnel war einer der bisherigen Höhepunkte. 7km Länge, über 200m unter dem Meeresspiegel und 9% Steigung waren eine Herausforderung und ein Erlebnis.

Wie geplant habe ich mir eine Hütte auf einem Campingplatz 5km hinter Honningsvag gemietet und bin dann am nächsten Tag ausgeruht und mit kleinem Gepäck zum eigentlichen Nordkapp gefahren. Hin-und zurück 50km und 1200 hm bei Dauerregen, da muss man immer wieder den inneren Schweinehund besiegen. Am Ende zählt aber nur das Glücksgefühl es geschafft zu haben.

 

Nachdem ich jetzt ein wenig eingefahren bin, kann nun der offizielle Teil: Nordkap-Istanbul beginnen. Nächster Meilenstein ist Kirkenes, dort beginnt der Iron Curtain Trail.

Jetzt erstmal ein wenig Luxus. Über den Fjord nach Kjöllefjord geht's mit dem Postschiff der Finnmarken. Hier gibt's auch endlich mal ein Freibad.