Montag, 15. August 2016

Polen Südost + Krakau

Aus Warschau heraus ging es für 20km auf einem Radweg. Die Etappen bis Krakau gingen dann aber meist durch dicht bewohnte Gebiete. Abschnitte wie diesen durch einsame Wälder gab es selten. Oft beginnt ein neuer Ort, wenn der Letzte endet.  






 

Unterwegs treffe ich einen Ex-Profiradfahrer, der jetzt mit 85 Jahren noch immer seine Runden dreht. Auf einem gut ausgebauten Radweg zu fahren, ist für Polen eher die Ausnahme.

Die anfangs gute Beschilderung des EuroVelo-11 hört hinter Warschau auf. Hier findet man andere Wegweiser, die grün, schwarz oder rot sind. 









Ich halte mich immer an meine im Navi gespeicherte Route, die mich manchmal allerdings auch auf den Holzweg schickt. 
Die Route verläuft direkt über das Betriebsgelände eines Kernkraftwerks. Ich fahre einfach mal weiter und bin dem Reaktor schon ziemlich nah, als mir ein Arbeiter sagt, dass ich hier wohl nicht durchkomme. 
Das Kraftwerk ist anscheinend noch in Bau und die Absperrungen nicht streng bewacht. 


Das dahinter befindliche alte Kraftwerk, würde mir aber endgültig den Weg versperren. Also fahre ich doch lieber im weiten Bogen drum herum. 

Ins Zentrum von Krakau führen, von der Peripherie her wie in den meisten Großstädten, wieder Radwege. Ich muss direkt durch die Altstadt und bin überwältigt von den Touristenmassen.







Das Thema Holocaust ist in Krakau überall gegenwärtig. Ich buche eine Tagestour nach Auschwitz und am nächsten Tag, einen Rundgang durch das Judenviertel mit Schindlers Fabrik. 



In einer Gasse im Judenviertel hängen diese Fotos aus dem Film
Schindlers Liste 

Unser Guide, ein junger Pole, hat uns mit viel Herzblut von dem Schicksal der Juden im Krakauer Ghetto erzählt. Diese Gedenkstätte erinnert an 1944 als Nazies den Juden im Ghetto versprachen sie an einen besseren Ort zu bringen. Sie brachten all Ihr Hab und Gut mit und versammelten sich auf diesem Platz. Ihr Hab und Gut, darunter auch Möbel, blieb zurück während sie in Birkenau umgebracht wurden. 

Ich finde es richtig, dass solche Orte als Mahnmal erhalten werden. 
Wenn man bedenkt wieviele Menschen dort grausamst gestorben sind, sollten Betreiber und Besucher diesen Stätten mit mehr Respekt und Andacht gegenüber treten.  Mir kam es,  insbesonders in   Birkenau, vor wie ein Rummelplatz auf dem sich die Besucher in Posen fotografieren lassen und herumlaufen als würden sie nach Laichenteilen suchen.

Sieht nicht toll aus, aber hält trocken. Während dem Rundgang durch Krakau hat es in Strömen geregnet.

In einer originellen Kneipe im Judenviertel könnten wir uns aufwärmen.


Südlich von Krakau wurde es dann bergiger. Steile Rampen zwingen mich sogar öfter zum Schieben. Ich hatte, bereits vorab, als erste Unterkunft nach Krakau eine Wanderhütte am Rand eines Naturparks gefunden und wollte so auch ein paar km Straße sparen. Das die Hütte auf 970m liegt hatte ich allerdings  nicht bedacht. Bis zu dieser Stelle mit der schönen Aussicht auf 700m, führte eine geteerte Straße.  Noch war ich der Hoffnung auf dieser Straße bis zur Hütte zu kommen. 

Meine Route ging dann aber in einen Waldweg über, der schon nach kurzem mit einem Rad nicht mehr machbar war. Ich hatte nun zwei Möglichkeiten. Das Rad eine steile schlammiges Schuttrinne hochtragen oder den ganzen Weg zurück auf die Landstraße und 20km Umweg fahren. Zur Hütte, die von hier nur noch 4km entfernt war, komme ich allerdings nur über diesen Wanderweg.
Ich laß das Rad stehen und erkunde zunächst den Weg noch oben. Eigentlich unmöglich mit einem 60kg schweren Rad. Ich muss etappenweise gehen und schleppe Stück für Stück immer 50-100m weit, erst Taschen, dann das Rad entlang einer steilen Schutt- und Schlammrinne durch die noch  ein  kleiner Bach fließt. Schnell komme ich nicht voran, nun wird es ein Wettlauf mit der Zeit die mir noch bis zum dunkel werden bleibt. Ich stelle mir schon vor 1km vor der Hütte im Schlamm festzuhängen. Zwischendurch wird der Weg besser und ich kann wieder schieben und etwas Weg machen.
500m vor der Hütte treffe ich einen jungen Polen, der den Weg mit großem Rucksack wandert. Eine letzte Rampe in der ich wieder alles tragen muss, dann stehe ich vor der Hütte rechtzeitig zum Sonnenuntergang.

Drinnen treffe ich wieder den jungen Polen, der mir jetzt erstmal ein Bier spendiert. Wir unterhalten uns lange und ich muss später im Dunkeln, bei nur noch +3°C, mein Zelt aufbauen. Es wird eine kühle Nacht und ein unvergeßliche Tag.


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