Sonntag, 12. Juni 2016

Finnmark

Ich könnte jetzt wieder etwas über Schneefall, Null Grad und 40km/h Gegenwind erzählen, aber das ist ja PillePalle. Wer hier hoch in den Norden kommt, muss einfach damit rechnen, dass auch mal ein Lüftlein weht. 
Die vielen Schneereste zeigen, dass der Winter hier noch nicht wirklich vorüber ist. Die beiden Hochplateaus die ich überquere sind sehr karg. Außer Geröll, Schnee, Bäche und Seen gibt es hier nur die Straße und mich. 


Hin und wieder braust ein Auto vorbei, vielleicht 5 pro Stunde. Obwohl nur 300m hoch beträgt der Temperaturunterschied zur Küste bis zu 10°C. Am ersten Tag schaffe ich nur 30km, dann krieche ich, steifgefroren wie ein Eisklotz, in meinen Schlafsack. Das Zelt stelle ich in den Windschatten einer verlassenen Holzhütte.


Am zweiten Tag läßt der Wind nach und ich habe ihn auch mal von hinten. Das sind dann die Momente, die einen Radreisenden für manche Quälerei entschädigen. Du fährst, leicht abschüßig mit Rückenwind, durch eine atemberaubende Landschaft und es herrscht Stille - du hörst lediglich das leise surren deiner beiden Schwalbe unplattbar. 



 

Am Abend erreiche noch Ifjord und genieße wieder den Komfort eines Campingplatzes. Ich war davon ausgegangen, dass ich hier für die weitere Strecke Proviant einkaufen kann. Dem war aber nicht so. An dem vorerst letzten Supermarkt bin ich vor 20km vorbeigefahren. In 60km kommt eine Tankstelle, wo man zu überhöhten Preisen evtl. etwas kaufen kann. Dann erst wieder in Tana bru, das sind 90km von hier. Ich hätte Brot gebraucht für die Pausen zwischendurch. Dann gibt's eben die Wurst ohne Brot. Nudelsuppe hatte ich auch noch, also - noch kein Notstand.


Am nächsten Tag gehe ich die Etappe nach Tana bru an. Ich werde die 90km nicht an einem Tag bewältigen und unterwegs irgendwo zelten. Heute kann ich die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft bei Sonnenschein genießen. Es geht wie erwartet immer wieder auf und ab. Nach 50km habe ich schon wieder 850hm, das reicht für einen Tag. 



Ich finde eine schöne Stelle zum Zelten und versuche am Abend noch ein Lagerfeuer zu entfachen. Es ist allerdings schwierig trockenes Holz zu finden. Das feuchte Holz qualmt mehr als es brennt und ich stinke später wie ein Räucherstäbchen. War keine gute Idee.

 

Am nächsten morgen wache ich auf bei ungewohnter Hitze im Zelt. Die Sonne knallt schon morgens um 6 Uhr und erhitzt das Zelt. Ich halte es doch noch ein Weilchen aus, bin aber dann schon kurz nach 9 Uhr "on the Road". Herrlich, bei schönem Wetter Rad zufahren.

Heute ist Sonntag und ich habe nur 40km zu fahren. Natürlich sind heute alle Geschäfte geschlossen und auch die Tankstelle, an der ich mein Frühstück geplant hatte, macht erst um 13 Uhr auf. In Tana bru gibt es alles von der Pizzeria bis zum Supermarkt und sogar einen Friseur. Nur leider heute alles geschlossen. Der Campingplatz "Familie Camping" liegt noch 4km nach Tana bru. Also wieder nichts mit einkaufen. Am Campingplatz bekomme ich dann aber ein Brot, das für die nächsten Tage reicht.

In Tana bru treffe ich Jürgen. Er kommt aus der Nähe von Berlin und ist allein mit dem Auto unterwegs. Er suchte wie ich eine Unterkunft und das Hotel/Camping Tana war ziemlich teuer. Ich habe ihm von diesem anderen Campingplatz erzählt, wo die Hütten nur die Hälfte kosten. Wir hatten später eine Hütte nebeneinander und haben ein wenig gequatscht. Als Abwechslung zu meinen Nudelgerichten hat er mir Kartoffelklösse und Rindsrouladen geschenkt. So hatte ich an diesem Sonntag ein kleines Festessen in einer gemütlichen Hütte auf einem angenehmen Campingplatz.




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